Grantiger Bauer in der O`Schnitt – Halle
„Alle wollen nur unser Bestes“
Wurz (fvo) Mancher der 130 Besucher in der Wurzer O`Schnitt – Halle hatte nicht mit
so viel „Grant“ gerechnet. Hermann Fischer versteckte in seinen Erzählungen den
humorvollen Teil seiner Anekdoten sehr geschickt. Das Gastspiel des Bauern aus
Gründlbach, einen Dorf in der Nähe von Bärnau, war eine Allgemeinabrechnung mit
Behörden, Politik, Raiffeisen, Baywa, Bauernverband, Internet und Schule. „Alle
wollen nur unserer Bestes“, meinte der äußerst desillusionierte Agrarer mit Vollbart.
Er stand mit Bierflasche sowie Laptop auf der Bühne und schimpfte über sein
bäuerliches Dasein. Die Autokennzeichen der Fahrzeuge vor der Halle zeugten
davon, dass viele Zuhörer aus dem Landkreis Tirschenreuth nach Wurz gekommen
waren, um Fischer mit seinem Bauerngrant – Programm live zu erleben.
Nach einem festen Schluck aus seiner Bierflasche stieg er dann in seine
Erzählungen ein. So berichtete von seiner „Vita“ ab der Geburt, dabei führte er seine
Zuschauer durch das Alltagsleben und seine Schulzeit.
Eine frühpolitische Erziehung im Kindergarten blieb ihm dank seines Opas erspart.
Dieser prägte ihn auch hinsichtlich seiner Einstellung zu Pädagogen: „99 Schullehrer
und a Boda san 100 Narrn“. Der kleine Hermann war Linkshänder – er sei aber mit
Gewalt zum Rechtsschreiber umerzogen worden – es heiße ja schließlich auch
„Rechtsschreibung“. In der 1. Klasse der Schwarzenbacher Bildungseinrichtung habe
ihn ausschließlich die Lehrerin mit durchsichtiger Bluse und Spitzen-BH gefallen. Die
3. Klasse besuchte er in Stein. „Wenn ihr einen der vielen Holzfahrzeuge hinterher
fährt, kommt ihr da hin“, erklärte er die Ortschaft. So ließ Fischer die Zuhörer wissen,
dass er schließlich in der Knaben – Realschule in Waldsassen landete. Das positive
am Tanzkurs in der 9. Klasse sei der erste Kontakt zu Mädchen gewesen. „A Bauer
mousst werdn“, so der Tenor seiner Eltern bei der Berufswahl. So berichtete der in
Jeans und grünem Hemd gekleidete Fischer in seinem Soloprogramm von seiner
überbetrieblichen Ausbildung. Nach den verschiedenen Semestern der Sommer- und
Winterschule war er endlich ausgebildeter Landwirt. Im Nebenerwerb habe er sich
schließlich als „Milchweega“ mit den Bauernweibern auseinander setzen müssen.
In seinem Berufsleben habe er immer wieder Probleme mit den Zuschussanträgen.
Abkürzungen wie Kulap, QS oder auch den Begriff der „Offenen Stalltür“ irritierten
den Grantler enorm. „Meine Stohldier steid den ganzn Summer offn“. Einen
„Freudenstabbulldog“ nannte er einen modernen Vario – Traktor mit Joystick, den er
keinen Meter bewegen könne. Nach der Pause kritisierte der Solounterhalter aus
dem Stiftland die Tatsache, dass heutzutage jeder Bauer online sei und ständig das
Wetter updaten müsse. Auch die Zuschüsse müsse man per Mail beantragen, damit
die Beamten in ihren Büros durch die lärmenden Bauern nicht gestört werden.
Mit einer Handpuppe stellte er die „Kuh to go – 1.2.“ vor. Die Baywa betitelte er als
grüne Mafia, die überall ihre Finger drin habe, wo Geld verdient wird. Der
Bauernverband erfinde viel Schreibkram, damit die Bauern Unterstützung von ihnen
brauchen, für die sie später wieder bezahlen müssen.
Nach dem Wegfall der Milchquote sei er gespannt, wann die „froschgesteuerten
Tierschützer“ eine Leistungsobergrenze für Milchkühe fordern. Nach einer Reihung
von derben Feststellungen schickte das Gründlbacher „Urviech“ schließlich die oft
„nichtagrarerfahrenen Zuhörer“ etwas ratlos nach Hause. Nicht alle konnten sich in
den bäuerlichen Lebensweisheiten, den derben Charme und dem Gegrantel in
tiefstem Stiftländerisch wiederfinden.
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